Spar-Kasse

Es geht seit 200 Jahren immer schon um mehr als Geld.

Recherche Tobias Dörpinghaus

alle Motive: ©Fabian Birke

1821

Nürnbergs wirtschaftliche und demografische Entwicklung ist prekär: „Die Kontinentalsperre, die Teuerungsphase und die Hungersnot nach den Kriegen verursachten einen deutlichen Rückgang der Einwohnerzahl der ehemaligen Reichsstadt“ – nur noch 23.491 sind es Ende 1820. Als sich die Lage entspannt, wird auf Betreiben des Kaufmanns und Magistratsrats Johannes Scharrer die Sparkasse in Nürnberg gegründet. Ihre Eröffnung ist am 2. November 1821. Scharrers oberstes Anliegen ist es, dass sie sich „der Ersparniße von Dienstboten und anderen unbemittelten Personen annimmt“.

1883

Neue Öffnungszeiten: Statt (durchschnittlich) einmal wöchentlich öffnet die Sparkasse nun (fast) täglich von 8 bis 12 und von 2 bis 5 Uhr. Der Mittwoch bleibt für öffentliche Behörden und Unteroffiziere der Nürnberger Garnison reserviert.

1894

Ein dreiviertel Jahrhundert nach ihrer Gründung haben 33.000 Sparer*innen Einlagen im Wert 8,9 Millionen Mark bei der Sparkasse. In der Stadt leben 162.000 Menschen. Nur 16 Jahre später hat sich die Zahl der Nürnbergerinnen und Nürnberger auf 333.000 praktisch verdoppelt – ihre Einlagen betragen mit 33,7 Millionen Mark fast viermal so viel.

1900

Im Jahr der Pariser Weltausstellung kommt bei der Stadtsparkasse Nürnberg die erste Rechenmaschine zum Einsatz. Zwölf Jahre später wird das erste elektrische Modell in Betrieb genommen.

1908

Die Stadtsparkasse Nürnberg erhält ihren ersten Anschluss an das Telefonnetz.

1916

1916

Mitten im Krieg bezieht die Sparkasse erstmals ein eigens für sie konzipiertes und gebautes Gebäude an der Adresse „Äußere Laufer Gasse 25“, heute Nürnbergs Einwohnermeldeamt. Von 1909 bis 1916 steigen die Preise für Schwarzbrot um 25, von Kartoffeln um 115,5, von Ochsenfleisch
um 193,8 Prozent; Stadtwurst wird sogar um 229,1 Prozent teurer – und damit für die meisten Menschen unerschwinglich.

1923

1923

Im November erreicht die Inflation ihren Höhepunkt: Infolge der stark gestiegenen Geldmenge nehmen Preise absurde Höhen und die Menge an Papiergeld ebenso absurde Größen an. Die Stadtsparkasse Nürnberg stellt 90 zusätzliche Mitarbeiter*innen ein, um die Geldmengen zu verwalten. Durch die Währungsumstellung wird ein Großteil des Geldes auf über 200.000 Konten wertlos – Ende 1923 existieren lediglich noch 3.159 Konten bei der Nürnberger Stadtsparkasse.

1937

Die Stadtsparkasse Nürnberg muss unter der Diktatur der Nationalsozialisten umfirmieren. Sie heißt nun „Sparkasse der Stadt der Reichsparteitage“. Neben den vielen Entbehrungen der Zeit mangelt es den Menschen vor allem an einem Dach über dem Kopf: 1934 fehlen in Nürnberg ca. 10.000 Wohnungen, 1938 sind es ca. 15.000 und im Jahr 1941 sogar 25.500. Die Sparkasse Nürnberg hat ihre Rolle in der Zeit von 1933 bis 1945 von dem Historiker Dr. Andreas Stefan Hofmann aufarbeiten lassen. Die Ergebnisse seiner Forschungen sind in einem inzwischen viel beachteten Aufsatz erschienen. Arbeit und Zusammenfassung sind unter diesem Link zu finden: https://s-magazin.de/allgemein/die-stadt- sparkasse-nuernberg-1933-1945/

1948

Die Sparkasse verwaltet zur Zeit der Währungsumstellung 357.647 Konten mit einem Gesamteinlagewert von 624,6 Millionen Reichsmark. Die Reform beginnt mit der Ablieferung und Anmeldung von Altgeld. Allein in den ersten Tagen erreichen die Stadtparkasse Nürnberg 55 Millionen Reichsmark in Klein- und Kleinstbeträgen.

1957

1957

Die Sparkasse Nürnberg bezieht ihre neue Hauptstelle am Lorenzer Platz. Die „unhaltbaren Zustände“ in den Vorkriegsräumen sind „wieder freundlichen Arbeitsplätzen“ gewichen. Zu dieser Zeit sind 59.200 Einwohner*innen Nürnbergs Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Das entspricht 13,6 Prozent der Gesamtbevölkerung.

1964

Die Stadtsparkasse Nürnberg führt etwa 684.000 Daueraufträge und Einzugsverfahren aus. Kostenlos. Die Einlagen ihrer Privatkunden sind seit der Währungsumstellung schon auf 558,1 Millionen DM angestiegen.

1971

1971

Die Stadtsparkasse Nürnberg feiert zum ersten Mal in stabilen Zeiten ein großes Jubiläum: 150 Jahre. Das Geschenk erhält die Stadtgesellschaft: Die Stiftung „Altenhilfe der Sparkasse Nürnberg für die Stadt Nürnberg“ wird gegründet. Um die immer größeren Datenmengen verarbeiten zu können, nimmt die Sparkasse ihr eigenes Rechenzentrum in Betrieb.

1982

1982

In der Hauptstelle wird der erste Geldautomat zur Selbstbedienung mit Bargeld in Betrieb genommen. Hohe Arbeitslosigkeit stellt Nürnberg vor Probleme: Fast 20.000 Personen mehr als im Vorjahr waren arbeitslos gemeldet. Ein Anstieg von 46 Prozent. Deutlich wächst auch die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit.

1983

In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten sieht sich die Sparkasse Nürnberg in der Pflicht, gewerbliche Mittelständler*innen durch „besondere Förderung und Stützung“ zu stabilisieren. Nach Bekanntgabe von Bundeszuschüssen für Existenzgründungen wird kurzfristig das „Existenzgründungssparen“ der Stadtsparkasse Nürnberg eingeführt. Damit sollen Menschen auch in der Krise ein Fundament für ihre berufliche Zukunft legen können.

1989

1989

Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989. Schon bald zieht es viele DDR-Bürger*innen nach Nürnberg. Die Sparkasse Nürnberg ist für die Auszahlung des Begrüßungsgeldes zuständig. Noch vor dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ erhält die Stadtsparkasse Nürnberg Mitte des Jahres erstmals die Zulassung für ihre Inhaberschuldverschreibungen an der Börse München. Mit der Errichtung der „Kulturstiftung für die Stadt Nürnberg“ setzt die Sparkasse einen weiteren Akzent in der Stadtgesellschaft.

1990

Das „Sparkassen-Heiratsdarlehen“ wird eingeführt. Mit Sonderkonditionen zum Eheversprechen erhalten junge Brautpaare besonders zinsgünstige Kredite.

1994

1994

Die Kund*innen lassen es in den Filialen rattern: Kontoauszugsdrucker für alle Filialen. Das Kundenzentrum in der Hauptgeschäftsstelle Lorenzer Platz präsentiert sich neu.

1996

1996

www.sparkasse-nuernberg.de. Die Stadtsparkasse Nürnberg geht online. Die Internetseite wird 25 Jahre später neben den Geschäftsstellen der wichtigste Kontaktpunkt zu den Kund*innen sein. Besonders die Informationen zum angekündigten „Sparkassen-Homebanking“ werden geklickt: „Deshalb planen wir die Abwicklung von Bankgeschäften per Internet zu ermöglichen, sobald der Sicherheitsstandard dies zuläßt.“

1999/2002

1999/2002

Und wieder neues Geld. 1999 als „Buchgeld“, kommt zum Neujahr 2002 die automatische DM-in-Euro-Umstellung. In zwölf europäischen Ländern wird der Euro als offizielles Zahlungsmittel eingeführt.

2000

Anlässlich des 950-jährigen Stadtjubiläums wird die Zukunftsstiftung der Stadtsparkasse für die Stadt Nürnberg gegründet. Sie ist eine der größten Sparkassenstiftungen, „nachhaltig die Zukunft Nürnberg gestalten“ lautet ihr Leitspruch.

2001

2001

Zum 1. Januar 2001 fusionieren die Stadt- und Kreissparkasse Nürnberg zur Sparkasse Nürnberg. Mit knapp 2500 Beschäftigten gehört sie damit zu einer der größten Sparkassen Bayerns.

2011

Neben dem Direktkontakt in den Geschäftsstellen ist auch das Online-Banking sehr beliebt: 46 Prozent der Privatgirokonten und 67 Prozent der Geschäftsgirokonten werden online geführt. Die Position als Hausbank für Unternehmen zeigt sich in eindrucksvollen Zahlen: 45 Prozent Marktanteil, 60 Prozent der Firmen- und Gewerbekund*innen werden seit über 25 Jahren betreut.

2013

Die Sparkasse Nürnberg geht 2013 als eine der ersten Sparkassen mit ihrer „OnlineFiliale“ ins Netz. Drei Sparkassenfachleute betreuen und beraten ausschließlich Kund*innen via Telefon, Textchat oder Videoanruf.

2018

2018

Nach Abschluss der Sanierung des Gebäudes an der Theatergasse sind nun drei der vier Hauptstellengebäude auf dem neuesten technischen und energetischen Stand.

2019

Fast 100.000 Kund*innen nutzen mittlerweile die Sparkassen-App für mobiles Banking und Bezahlen mit dem Handy. Nicht nur Online und Digitalgeschäft stehen hoch im Kurs. Mit über 40 Prozent Marktanteil ist die Sparkasse Marktführer bei der privaten Eigenheimfinanzierung.

2020

Mit einer 70-prozentigen Nutzung des Online-Bankings hält die Sparkasse Nürnberg einen Spitzenwert unter den Sparkassen in Deutschland.

2021

2021

Die Sparkasse Nürnberg hält in Zeiten der Corona-Pandemie den Kontakt zu ihren Kund*innen. Alle Geschäftsstellen bleiben geöffnet. Zusätzlich werden Videocalls und Telefon verstärkt genutzt. Der 200. Geburtstag fällt mitten in das Zeitalter der digitalen Transformation – vor Ort da
sein und Online-Präsenz gehen bei der Sparkasse Nürnberg Hand in Hand.