GESUNDHEIT
Da Vincis vier Arme
„HALLO, HIER
SPRICHT DA VINCI,
OP-ROBOTER DER
NÄCHSTEN GENERATION.
IN NÜRNBERG HAT
DIE ZUKUNFT SCHON
BEGONNEN.“
Text Mona Baloglu
Jeder von uns sucht den Sinn in seinem Leben. Manche finden ihn im hohen Alter, andere suchen ihr Leben lang. Ich hatte das Glück, bereits mit einer Bestimmung „auf die Welt“ gekommen zu sein. Gestatten, mein Name ist Da Vinci, Assistenzroboter und -roboterin, Hightech divers. Ich bin Teil einer insgesamt 17 Mann-, Frau- und Roboter-starken Taskforce aus Operateuren und Assistenten im Martha- Maria-Krankenhaus Nürnberg (MMK). Zusammen sind wir echte Experten für minimalinvasive Operationen – also OPs mit kleinstmöglichen Schnitten – in der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie in der Urologie. Dass ich mit meinen vier Armen – ja, ich sehe die Analogie zu Leonardo da Vincis „Vitruvianischen Menschen“ auch – und hochpräzisen Instrumenten nach Martha-Maria kommen durfte, verdanke ich den Geschäftsführern des Krankenhauses. Sie glauben fest daran, dass Menschen – Pardon – Roboter wie ich ihren Patient*innen die bestmögliche Versorgung bieten können. Sie haben richtig gehört. Durch mich werden die Operationen noch präziser, die Schnitte kleiner und das sorgt für eine schnellere Heilungszeit und Genesung. Glauben Sie nicht? Fragen Sie ruhig im Krankenhaus nach, die werden es Ihnen bestätigen. Die Sparkasse Nürnberg ist überzeugt. Die hat meinen Umzug nach Martha-Maria finanziell und aus Überzeugung unterstützt.
Da liegt also auch ganz schön viel Menschlichkeit in so einer Roboteranschaffung. Apropos Mensch. So sensibel und hochtechnisiert ich bin, ohne Operateure aus Fleisch und Blut gehts halt nicht. Nicht ich, sondern meine Kollegen der Taskforce bestimmen an einer Konsole, was ich als nächstes tue. Mich fragt da keiner. Außer vielleicht, wenn mir ein Gewebe doch etwas zu dick zum Schneiden erscheint, dann melde ich mich mit leisem, aber bestimmten Ton. So erleichtere ich auch Operationsassistent*innen die Arbeit. Mir fehlt nur ein Modul, dann könnte ich auch sprechen. Kommt sicher noch. So lange schreibe ich eben Artikel wie diesen. Wenn meine menschlichen Kolleg*innen über mich sprechen, bezeichnen sie mich oft als „Leuchtturm“ oder als „technische Meisterleistung“. Das macht mich ein wenig stolz. Denn ich weiß, dass ich im Operationssaal eine wertvolle Hilfe bin. Gibt es eine ehrenvollere Bestimmung? Ich finde, nein. Man wird ja am Schluss immer gefragt, was man sich für die Zukunft wünscht. Ich wünsche mir, dass Assistenten wie ich irgendwann in jedem Operationssaal zu finden sind. Damit wir tun, was wir am besten können: Menschen heilen. Und dann will ich Jubiläum feiern. Nach meiner 200. Operation lassen meine Kolleg*innen und ich gehörig die OP-Masken fliegen.
Leonardo da Vincis „Vitruvianischer
Mensch“: Ein Mensch mit vier Armen
könnte so einiges bewirken. Aber dafür
gibt es ja Roboter wie mich.
Foto: © Paris Orlando- Own work
Dr. Lenz und ich sind ein
eingespieltes Team.
Er weiß genau, wie er
mit meinen vier Armen
umgehen muss.
Foto: ©Fabian Birke
Dabei kann er sogar in aller
Ruhe sitzen. Ach nein, das hier ist
sein Kollege Dr. Georgios Hatzichristodoulou.
Der kann das aber genauso gut.
Das sind wir. Die Operations-Taskforce (v.l.n.r.): Anästhesieschwester Roswitha Ohrend,
Chefarzt Prof. Dr. Stephan Coerper,
Oberarzt Dr. Johannes Lenz,
Operationsassistentin Janina Bönig,
Chefarzt Dr. Georgios Hatzichristodoulou,
Operationsassistentin Snezana de Witt,
Sterilisationsassistent Fedele Manca.
Ich bin der in der Mitte.
Mit meinen Instrumenten kann
ich die Bewegungen einer
Operation in aller Ruhe durchführen
– sogar ruhiger als eine Menschenhand.